Vom Pirat zum Beast


Das Ausbildungskonzept der Schwimmabteilung


Unsere Schwimmer bieten ein erprobtes, fundiertes, effizientes und kreatives Ausbildungskonzept an, welches auf mehreren Säulen basiert und einen transparenten und sukzessiven Übergang vom ersten Kontakt mit dem Element Wasser bis zur schrittweisen Heranführung an unsere Leistungsschwimmer ermöglicht.

Durch unsere Neuausrichtung konnten wir neben den etablierten Kräften viele junge und bis in die Haarspitzen motivierte Übungsleiter aus unserem Nachwuchsbereich dafür gewinnen, sich für die Schwimmausbildung zu engagieren.

Unsere Ausbildungsinhalte orientieren sich neben dem klassischen Erlangen der Schwimmabzeichen Seepferdchen, Bronze, Silber und Gold vor allem an der Vermittlung technisch korrekt ausgeführter Bewegungsmuster, die in unterschiedlichen Könnens-Stufen parallel zu den Abzeichen erworben werden müssen, um in die nächsthöhere Ausbildungsstufe eintreten zu können. Dies beinhaltet seit neuestem zusätzlich das Vielseitigkeitsabzeichen des DSV "Trixi".


Um mit dem Element Wasser eine vertrauensvolle Verbindung eingehen zu können, ist eine erfolgreich absolvierte Wassergewöhnung, bei uns Piratentraining genannt, elementarer Bestandteil unserer Schwimmausbildung und ab einem Mindestalter von vier ein halb Jahren möglich. Hier machen sich die Teilnehmer in einem ersten Schritt mit dem Element Wasser vertraut, indem sie den sicheren Einstieg ins Wasser und den anschließenden Ausstieg aus dem Wasser üben. Zweites Element ist das Atmen und Orientieren. Das sichtbare Ausatmen ins Wasser mit geöffneten Augen muss am Ende der Wassergewöhnung beherrscht werden. Die beiden weiteren Elemente sind der selbstständige Sprung ins standtiefe Wasser (Brusthöhe des Kindes) und das über fünf Sekunden gehaltene Schweben in freier Position, wahlweise in Bauch- oder Rückenlage. Neben diesen Elementen werden erste Gleiterfahrungen gemacht und der Wechselbeinschlag in Bauch- oder Rückenlage vermittelt. Das Piratentraining als auch die folgenden Abzeichen kommen größtenteils ohne Auftriebshilfen oder weitere Schwimmhilfen aus, um eine optimale Wasserlage frühzeitig erfahrbar zu machen. Die Wassergewöhnung schließt mit der erfolgreich bestandenen Piratenprüfung ab, wofür folgende Elemente beherrscht werden müssen:

  • Dreimaliges, vollständiges Untertauchen mit sichtbar geöffneten Augen und Ausatmen unter Wasser sowie einmaliges Einatmen über Wasser in der Auftauchphase.
  • Fünf Sekunden selbst eingeleitetes freies Schweben aus dem Stand, wahlweise in Rücken- oder Bauchlage mit Rückkehr in den sicheren Stand.
  • Sicherer, selbstständiger Sprung in standtiefes Wasser
  • Gleiten in Bauch- oder Rückenlage für fünf Sekunden mit Armhaltung in Streamline-Position.
  • Selbstständige Aufnahme und Fortbewegung mithilfe des Wechselbeinschlags in Rücken- oder Bauchlage über eine Dauer von mindestens fünf Sekunden.
  • Heraufholen eines Gegenstandes aus brusttiefem Wasser.

Nach bestandener Piratenprüfung geht der Schwimmer nahtlos in die Seepferdchen-Ausbildung über.

Kinder mit Vorerfahrungen, die direkt in dieses Training einsteigen möchten, müssen ebenfalls die Piratenprüfung im Rahmen einer Probestunde vor der Trainingsaufnahme ablegen.
Offizielles Ziel eines erfolgreich absolvierten Seepferdchen-Abzeichen ist:

  • das Bewältigen einer Strecke von 25 Metern, wahlweise in Bauch- oder Rückenlage (Grobform, während des Schwimmens in Bauchlage erkennbar ins Wasser ausatmen.)
  • Heraufholen eines Gegenstandes mit den Händen aus schultertiefem Wasser (Schultertiefe bezogen auf den Prüfling)
  • Kenntnis von Baderegeln

In unserem Ausbildungskonzept priorisieren wir die Vermittlung der Gleichzugtechniken. Bezugnehmend auf den immer wiederkehrenden Hinweis, dass das Frühschwimmerzeugnis keinen Nachweis für sicheres Schwimmen darstellt, koppeln wir den Übergang zur Bronze-Ausbildung an ein weiteres abzulegendes Abzeichen.
Für das Vielseitigkeitsabzeichen „Seehund Trixi“, des Deutschen Schwimmverbandes, sind die folgenden Prüfungsaufgaben zu erlernen und abzulegen:

  • 25m Brustschwimmen
  • 25 m Rücken- oder Kraulschwimmen
  • 15 m dribbeln mit einem Wasserball
  • Kopfsprung vorwärts
  • 7 m Streckentauchen
  • eine Rolle vorwärts oder rückwärts um die Quer- oder Längsachse im Wasser

Diese sind essenziell als Grundlage für sicheres Schwimmen und ein reibungsloses Gelingen des Bronze-Abzeichen.

* Dribbeln bezeichnet in verschiedenen Ballsportarten die Fortbewegung mit dem Ball. Um sich schnell mit dem Ball zu bewegen und trotzdem Kontrolle über den Ball zu haben, gibt es eine spezielle Technik der Ballführung beim Wasserball. Die Technik entspricht weitestgehend der beim Kraulschwimmen, wobei der Kopf leicht angehoben ist und die Arme angewinkelt neben dem Ball vorbeigeführt werden. Der Ball wird vor dem Kopf geführt. Durch die entstehende Welle wird der Ball nach vorne getrieben.

Nach Erlangung des Frühschwimmerzeugnis und des Vielseitigkeitsschwimmers geht es nahtlos über in die Bronze-Ausbildung. Neben den vorgeschriebenen praktischen Prüfungsleistungen:

  • Sprung kopfwärts vom Beckenrand und 15 Minuten Schwimmen. In dieser Zeit sind mindestens 200 m zurückzulegen, davon 150 m in Bauch- oder Rückenlage in einer erkennbaren Schwimmart und 50 m in der anderen Körperlage (Wechsel der Körperlage während des Schwimmens auf der Schwimmbahn ohne Festhalten).
  • einmal ca. 2 m Tieftauchen von der Wasseroberfläche mit Heraufholen eines kleinen Gegenstandes (z.B. kleiner Tauchring).
  • Ein Paketsprung vom Startblock oder 1-m-Brett.
  • Kenntnis von Baderegeln

geht es in diesem Training insbesondere um die technische Verfeinerung der Wechselzugtechniken, aber vor allem um die technisch korrekte Ausführung der Brustschwimmtechnik mit abgestimmter Atmung auf den Armzug, einer Gleitphase am Ende des Bewegungszyklus und einer Schwung-Stoß-Bewegung (Grätschschwung) der Beine ohne Scherenbeinschlag. Daher steht am Ende der Bronze-Ausbildung auch eine Ausdauerprüfung Brustschwimmen an, bei der die technischen Elemente des Brustschwimmens über eine Strecke von 200 Metern demonstriert werden müssen, um in die Silber-Ausbildung übergehen zu können.


Die Teilnahme in der Silber-Ausbildung bedingt im Gegensatz zu den Vorgänger-Ausbildungen zwingend eine Vereinsmitgliedschaft. Die zunehmende technische Ausdifferenzierung in den Schwimmarten Brust, Kraul und Rücken wird ergänzt um das Element des Streckentauchens. Um die geforderte Strecke von 10m Streckentauchen schneller zu ermöglichen, wird der Tauchzug ebenfalls als neues Element eingeführt. Außerdem wird erstmalig die Körperwelle zur Vorbereitung auf das Delphinschwimmen eingeführt und mithilfe spielerischer Übungen erfahrbar gemacht. Zur Verfeinerung der technischen Fertigkeiten werden zunehmend Flossen in den Trainingseinheiten als Hilfsmittel eingesetzt. Rein formal sind im Sinne des Abzeichens folgende Prüfungsleistungen abzulegen:

  • Sprung kopfwärts vom Beckenrand und 20 Minuten Schwimmen. In dieser Zeit sind mindestens 400m zurückzulegen, davon 300m in Bauch- oder Rückenlage, in einer erkennbaren Schwimmart und 100m in der anderen Körperlage (Wechsel der Körperlage während des Schwimmens auf der Schwimmbahn ohne Festhalten).
  • zweimal ca. 2 m Tieftauchen von der Wasseroberfläche mit Heraufholen je eines kleinen Gegenstandes (z.B. kleinen Tauchringen).
  • 10 m Streckentauchen mit Abstoßen vom Beckenrand im Wasser.
  • Ein Sprung aus 3 m Höhe oder 2 verschiedene Sprünge aus 1m Höhe.
  • Kenntnis von Badregeln und Verhalten zur Selbstrettung (z. B. Verhalten bei Erschöpfung, Lösen von Krämpfen).

Mit Erlangung des Silber-Abzeichen kann bei technisch korrekter Ausführung der Schwimmarten Brust, Kraul und Rücken erstmals, eine Aufnahme bei den Leistungsschwimmern "BEASTS" oder in der Mini-Leistungsgruppe im Rahmen einer Probestunde angefragt werden.

Das Gold-Abzeichen kann dann wahlweise bei den BEASTS, in der Mini-Leistungsgruppe oder der Folgeausbildung Gold abgelegt werden. Die verbindlichen Vorgaben zur Erlangung des Gold-Abzeichen sind:

  • Sprung kopfwärts vom Beckenrand und 30 Min. Schwimmen. In dieser Zeit sind mindestens 800 m zurückzulegen, davon 650 m in Bauch- oder Rückenlage in einer erkennbaren Schwimmart und 150 m in der anderen Körperlage (Wechsel der Körperlage während des Schwimmens auf der Schwimmbahn ohne Festhalten).
  • Startsprung und 25 m Kraulschwimmen.
  • Startsprung und 50 m Brustschwimmen in höchstens 1:15 Minuten.
  • 50 m Rückenschwimmen mit Grätschschwung ohne Armtätigkeit oder Rückenkraulschwimmen.
  • 10 m Streckentauchen aus der Schwimmlage (ohne Abstoßen vom Beckenrand).
  • Tieftauchen von der Wasseroberfläche mit Heraufholen von drei kleinen Gegenständen (z.B. kleinen Tauchringen) aus einer Wassertiefe von etwa zwei Metern innerhalb von 3 Minuten mit höchstens 3 Tauchversuchen.
  • ein Sprung aus 3 m Höhe oder 2 verschiedene Sprünge aus 1 m Höhe.
  • 50 m Transportschwimmen: Schieben oder Ziehen.
  • Kenntnis der: Baderegeln
  • Hilfe bei Bade-, Boots- und Eisunfällen (Selbstrettung und einfache Fremdrettung)

Neben diesen Bedingungen werden in der Gold-Ausbildung auch zunehmend Starts und Wenden der Schwimmstile vermittelt, sodass am Ende der Schwimmausbildung, das sichere, ausdauernde und vor allem technisch saubere Schwimmen in den Schwimmstilen Kraul, Rücken und Brust steht, was eine Grundvoraussetzung für die Aufnahme bei den Leistungsschwimmern "BEASTS" darstellt.

Bei den BEASTS wird nun, aufbauend auf den vorher vermittelten Kenntnissen, jeder Schwimmstil fortwährend verbessert und natürlich das Schmetterlingsschwimmen in das Repertoire der Mitglieder aufgenommen. Das verpflichtende mehrmalige Training in der Woche richtet sich an den ebenfalls zur Teilnahme verpflichtenden gewählten Zielwettkämpfen im Jahr aus. Hierbei werden folgende zum Leistungsschwimmen gehörende Elemente in den Fokus gesetzt und sowohl im Wasser als auch an Land trainiert.

  • Ausdauer
  • Koordination
  • Kraft-/Kraftausdauer
  • Stabilität
  • Schnelligkeit-/Schnelligkeitausdauer
  • Tapering

In das Team-BEASTS oder in die Mini-Leistungsgruppe kann man im Übrigen auch direkt durch ein Probeschwimmen aufgenommen werden. Dazu reicht eine Mail an den Trainer der mit euch einen Termin vereinbart. Voraussetzungen hierfür sind das grundsätzliche Beherrschen der Schwimmstile Rücken, Brust und Kraul. Auch vor einem Startsprung darf man nicht zurückschrecken.

Alle Trainer der Schwimmer legen besonderen Wert darauf, ein gemeinsames und einheitliches Ausbildungskonzept zu verfolgen.
Dies beinhaltet das frühzeitige Heranführen unseres Übungsleiternachwuchses an Leitungspositionen indem durch eine enge Absprache mit dem Kreissportbund als auch seiner Jugendvertretung bereits ab 13 Jahren Angebote zur Sporthelferausbildung I und II gemacht werden, die das Basismodul zur Übungsleiter-C-Lizenz ersetzen im Falle einer weiteren Qualifizierung ab dem 16. Lebensjahr. Die Qualifizierung in allen Stufen wird seit 2023 ausschließlich sportartspezifisch vorgenommen. Alle Übungsleiter und Sporthelfer verpflichten sich zur Absolvierung des Rettungsschwimmerlehrgangs, wahlweise in Bronze (Sporthelfer) bzw. Silber (Übungsleiter). Die Lehrgangsleitung obliegt Jan Theunissen und Dieter Polak, die als erfahrener Ausbilder der Wasserwacht die qualifizierten Lehrpersonen hierfür darstellen.

Ausgewählten Mitgliedern mit besonderen schwimmerischen Leistungen als auch Verdiensten als Übungsleiter im TV wird ferner ab dem 18. Lebensjahr das Angebot gemacht, die Trainer C-Lizenz abzulegen.

Alle Qualifizierungsmaßnahmen finden in engem Austausch mit dem Vorstand statt.

Jeweils einmal im Kalenderhalbjahr findet im Rahmen einer Übungsleiterversammlung eine Evaluation des Ausbildungsstandes der einzelnen Gruppen, als auch der Austausch über Hindernisse und Herausforderungen bei der Vermittlung der Ausbildungsinhalte statt. Darüber hinaus stehen alle Trainer in engem Austausch mit den Aktiven, aber vor allem mit dem Lehrnachwuchs.